In der Silvester-Nacht hat der HSV-Fußballprofi Rafael van der Vaart seine Frau Sylvie geschlagen. Da das Paar nicht alleine war, wurde dies sofort bekannt, die Zeitungen hatten eine verkaufsträchtige Neujahresmeldung für ihre Titel. Das Regionalfernsehen berichtete. Beide, Rafael und Sylvie, ließen sich am Tag danach ablichten. Sie auf dem Weg in ein Restaurant mit großer Sonnenbrille, er auf dem Weg zum Flughafen. Mir wurde schlecht: Weibliche Fans ließen sich angekuschelt an ihr Idol am Terminal ablichten.
Häusliche Gewalt tritt in jedem Milieu auf, in jeder Schicht. Egal welche gesellschaftliche Stellung eine Frau hat – jede vierte erlebt sie in ihrem Leben. Ob Rafael „gedemütigt“ war oder „gekränkt“ – das Motiv des Täters ist es stets, Macht (zurück) zu erlangen. Ob Alkohol im Spiel war oder nicht: Egal. Denn Täterverhalten entsteht viel früher, Alkohol senkt lediglich die Hemmschwelle.
Die Sonnenbrille des Opfers jagt mir einen Schauer über den Rücken. Dahinter verbirgt sich wahrscheinlich eine Wunde, ein Fleck oder verweinte Augen – oder alles zusammen. Häusliche Gewalt – in Hamburg gibt es viele Anlaufstellen für die Opfer. Notaufnahmen, Telefon-Hotlines, die Polizei, Frauenhäuser. Wird sich Frau van der Vaart Hilfe suchen? Ich hoffe es für sie. Ich hoffe ebenso, die Medien verhalten sich rücksichtsvoll. Das Lächeln des Glamour-Paares ist zu Ende, für eine Soap eignet sich das Ereignis aber leider nur zu gut.
Viele Frauen schaffen es nicht, sich von ihren gewalttätigen Partnern zu lösen. Eher rechtfertigen sie die Schläge, als dass sie sich ermächtigen. Die vermutlich wirtschaftliche Unabhängigkeit von Frau van der Vaart dürfte für sie hilfreich sein, ihren Weg zu gehen.
Wie viele Frauen wurden an Silvester noch von ihren Partner geschlagen? Es sind stille Dramen, die täglich geschehen. Es ist die tägliche Unterdrückung, die Männer gegen Frauen ausüben. Das ist armselig, das ist erbärmlich. Das darf aber nicht zu (zuviel) Mitleid mit den Tätern führen: Werden sie geschont oder wird ihr Verhalten entschuldigt, wird sich in dieser Gesellschaft niemals etwas verändern. Wir sind nicht in Indien, wir leben aber auch in einer Gesellschaft, die auf Frauenrechten herumtrampelt.
Deswegen muss die Tat Konsequenzen haben. Der HSV wäre gut beraten, ein Exempel zu statuieren. Eine Spiel-Sperre wäre angemessen und die Aufforderung an Herrn van der Vaart, einen Teil seines Millionen-Einkommens an eine Einrichtung zu spenden, die Opfern Häuslicher Gewalt hilft. Auch für Täter gibt es übrigens konkrete Hilfe. z.B. Männer gegen Männergewalt
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