Als Gendermedizin wird Humanmedizin unter geschlechtsspezifischen Gesichtspunkten bezeichnet. Schwerpunkte sind soziale, psychologische und biologische Unterschiede der Geschlechter.
Die Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft hält es für dringend geboten, den geschlechterblinden Blick, den es immer noch in der Gesundheitspolitik gibt, aufzugeben. Daher bringen wir zur nächsten Bürgerschaftssitzung einen Antrag ein, der eine Überprüfung von Prävention und Therapien einfordert.
Frauen erkranken anders als Männer, Männer haben andere Gesundheitsrisiken als Frauen. Beispielsweise gibt es bei Diabetes, Schlaganfall, der Hirnforschung oder in der Psychiatrie geschlechtsspezifische Unterschiede. Dies bedeutet, dass in der Prävention und bei Therapien für Frauen und Männer Unterschiede gemacht werden müssen.
Frauen werden aber oft überdosiert, sie reagieren bei der Medikamentenvergabe mit mehr Nebenwirkungen als Männer, resümiert Professorin Karen Nieber von der Uni Leipzig. Eine Ursache liegt darin, dass der Magen-Darm-Trakt bei Männern und Frauen unterschiedlich funktioniert.
„In kaum einem anderen Verhaltensbereich lassen sich größere Unterschiede zwischen den Geschlechtern feststellen als im Gesundheits- und Krankheitsverhalten“, stellt beispielsweise der Diplom-Psychologe und Geschäftsführer der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e.V., Thomas Altgeld, fest.
Die konsequente Etablierung von Gender Mainstreaming als Qualitätsmerkmal und Querschnittsaufgabe der Gesundheitsversorgung sei ein Quantensprung, der erhebliche gesundheitliche Effekte haben dürfte, resümiert er. Behandlungsprogramme, die Gestaltung von Gesundheitsinformationen sowie Präventions- und Gesundheitsförderungsmaßnahmen seien oft zu geschlechtsneutral und damit ineffektiv angelegt. Und er kritisiert, dass Diskursstrategien, Forschungsparadigmen und Fördergrundsätze des patriarchal organisierten Medizinbereichs unhinterfragt blieben.
Mit der Beantwortung der beiden Großen Anfragen der Fraktion DIE LINKE Männergesundheit, Drucksache 20/5078, sowie Frauengesundheit, Drucksache 19/4262 stellte der Hamburger Senat dar, inwiefern die gesundheitliche Versorgung in Hamburg Gender Mainstreaming-Kriterien berücksichtigt. Es kommt nun darauf an, in einem nächsten Schritt herauszuarbeiten, wo Verbesserungsmöglichkeiten bestehen und welche Strategien dafür entwickelt werden müssen.
Die Bürgerschaft möge beschließen:
Der Senat wird aufgefordert
1.) Wissenschaftlich überprüfen zu lassen, welche Veränderungen erforderlich wären, um Frauen wie Männern geschlechtsspezifisch optimale Bedingungen in der gesundheitlichen Vorsorge zu bieten – die auch die sozio-ökonomische Perspektive einbezieht;
2.) unter Einbeziehung von Expertinnen und Experten entsprechende Empfehlungen für die Akteurinnen und Akteure im hamburgischen Gesundheitswesen zu erstellen und kontinuierlich den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen anzupassen;
3.) der Bürgerschaft fortlaufend halbjährlich zu berichten.
Schreibe einen Kommentar