Die zweite Station meiner Sommertour führte mich ins BIFF. Das ist die Einrichtung Beratung und Information für Frauen.
Wir betraten freundliche, helle Räume, in denen Frauen (von 15 bis 95 Jahren) in Einzelgesprächen und in Gruppen beraten werden. Nur diese blöde Baustelle am Grindel nervt, die Bauarbeiter hämmern, es dröhnt. Zum Glück scheint gerade Mittagspause zu sein.
Große Pflanzen stehen in den geräumigen Zimmern, Blumenbilder hängen an der Wand, gemütliche Korbsessel laden zum Gespräch.
Ins BIFF kann jede Frau kommen, eine Anmeldung ist nicht nötig. Ein bisschen Wartezeit muss einkalkuliert werden. Die Themen, um die es geht, sind vielfältig.
Ich war vor einigen Jahren schon einmal im BIFF. Was sich seitdem verändert hat, wollte ich wissen.
Vor allem junge Frauen kommen vermehrt ins BIFF. Sie haben einen zunehmend hohen Anspruch an sich, erfuhr ich. Alles wollen sie perfekt machen. Die Krise lässt meistens nicht lange auf sich warten, wenn sie dem eigenen Anspruch nicht gerecht werden. Es folgt der Zusammenbruch, die Panikattacke, die Depression. In der Regel dreht sich die persönliche Krise um das Thema Arbeit. Entweder die konkrete Arbeitssituation oder aber die Erwerbslosigkeit.
In Gruppen, die die Fachfrauen vom BIFF altersgemischt zusammen setzen, können die Frauen oft Lösungen finden, fühlen sich nach ein paar Stunden stabilisiert. Wenn das nicht ausreicht, kann vielleicht eine Therapie helfen, um das eigene Leben wieder gestalten zu können.
Wie sehr Gewalt das Leben von Frauen beeinträchtigt, wurde mir am Beispiel eines konkreten Falles geschildert: Die Frau war vergewaltigt worden. Es ist nicht nur das Delikt, das verarbeitet werden muss. Danach entwickelte das Opfer eine Angst, abends rauszugehen. Sie wurde schreckhafter, konnte einfache Probleme ihres Alltages nicht mehr bewältigen. Die Folgen halten jahrelang an. Die Traumatisierung ist so durchdringend, dass sie nur mit professioneller Hilfe behandelt werden kann.
Intensiv habe ich mich über die Interessen älterer Frauen informiert und Möglichkeiten erfragt, deren spezifischen Belange aufzugreifen. Gerade beim Thema Gewalt im Alter treffen wir auf ein großes Tabu, auf sehr viel Scham. Gewalt in der Partnerschaft wird als persönliches Versagen empfungen. Und oft genug hat die Frau es auch schon jahrelang ausgehalten. Eine besondere Rolle spielt die Einsamkeit im Alter und auch die empfundene Nutzlosigkeit, wenn keine Arbeit mehr da ist, wenn ein eigenen Einkommen nicht vorhanden ist oder es nicht ausreicht, um ein gutes Leben zu führen.
Wir haben uns nach einer guten Stunde verabschiedet. Mein Resümee: Wir können uns glücklisch schätzen, ein derartiges Angebot in Hamburg zu haben. Ich habe kompetente Fachfrauen kennengelernt, die liebevoll und proferssionell mit „ihren“ Frauen arbeiten. Danke!
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