Geschlagene sechseinhalb Stunden war ich heute auf dem Christopher Street Day Hamburg – zunächst auf der Parade, dann an unserem Stand. Neben mir steht Barbara Höll, Bundestagsabgeordnete und queerpolitische Sprecherin der Linksfraktion.
Die Parade begann im Regen – fast schon eine Tradition in Hamburg. Am Ende der Langen Reihe stoppte das Wasser von oben, die Sonne kam heraus und brutzelte alle Teilnehmenden.
Auf dem CSD gab es reative Kostüme, rhythmische Musik, alle Farben des Regenbogens, Forderungen zur Gleichstellung von Homo-Bi- und Tarnsmenschen sowie Intersexuellen. Sieben Wochen vor der Bundestagswahl war der diesjährige CSD meinem Eindruck nach der politischste, den ich bislang erlebt habe. Da er in den Vorjahren allerdings auch der Kritik ausgesetzt war, zu kommerziell ausgerichtet zu sein, hat hier auch ein Umdenken stattgefunden.
Etliche Drag Queens stolzierten durch die Menschenmassen. Sie genossen die Bewunderung für ihre Aufmachung. Die bekannteste, Olivia Jones, drängte sich auf das obligatorische Politiker-Bild, das immer zu Beginn der Parade gemacht wird – ausgerechnet und schon wieder neben mich. Vorletztes Jahr hatte ich Teile ihrer Federboa im Mund, diesmal schaute ich vis-à-vis auf ihre rechte Brust, die zum Schnappen nah war: Sie trug diesmal ein Nacktkostüm …
Nachdem wir aus St. Georg raus waren, suchte ich meine LINKEN, die diesmal mit einer großen Gruppe vertreten waren. Unseren neuen roten Bezirksfahrräder erregten richtig Aufsehen. Und von unserer Landesliste zur Bundestagswahl waren wir zu viert! Auch Jan van Aken, Sabine Böddinghaus und Jochen Harnisch radelten mit!
Ich glaube, ich habe noch nie soviel Material in so kurzer Zeit verteilt. Das setzte sich am Stand fort, jetzt kamen auch gute und viele Gespräche dazu. Vor allem viele Frauen und junge Leute kamen zu uns. Die Wahlprogramme waren schnell weg. Ich beobachtete die Neugierde, mit der unsere Angebote ganz gezielt wahrgenommen wurden. Während die bunten Flyer der benachbarten FDP in Massen auf der Straße lagen, wurden unsere Flyer, Broschüren und Aufkleber eingesteckt. Klar, dass auch die LUSTVOLL-Kondome, Pfefferminze, Kugelschreiber, Buttons und Radiergummis gut weggingen. HamburgerInnen gab ich unsere Argumente für den Rückkauf der Netze dazu und die Halbzeitbilanz der Bürgerschaftsfraktion.
Eine 18-Jährige Erstwählerin fragte, warum sie uns wählen sollte. Ich fragte, wofür sie sich am meisten interessiert. Sie sagte: Dass es sozialer wird und dass die Ökologie nicht vergessen wird. Wir kamen ins Gespräch. Zwei Adressen schrieb ich außerdem auf, ich versprach, Schlüsselbänder und Wahlprogramme zu schicken.
Meine Füße spürte ich nach sechseinhalb Stunden nicht mehr. Morgen müssen sie mich allerdings wieder tragen, denn dann ist mein Einsatz auf dem Methfesselfest mit der Abschluss meiner Sommertour.
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