Kersten Artus

Kann man sich diesen sympathischen vier Linken entziehen? Nein!

In nur zwei Stunden haben Jürgen, Ralf, Gerald und ich am Wochenmarkt Grundstraße in Eimsbüttel-Nord unseren großen Packen Wahlzeitungen verteilt.

Unsere Informationsmaterialien wurden uns nicht nur aus den Händen genommen. Viele sind direkt an unseren Stand gekommen, und suchten sich gezielt aus, was sie interessiert: Das Wahlprogramm gibt es in Lang- oder Kurzfassung, Themen-Flugblätter – nicht jede/r hat das Internet und kann sich die Texte auf seinem Rechner ansehen.

Ich habe intensiv mit Leuten gesprochen, die diesmal anders wählen wollen als bislang. Mit einem (bisherigen) Grünen- und einem (bisherigen) SPD-Wähler sprach ich besonders lange. Der bisher Grünen-Wähler fand, dass die Grünen jetzt nichts mehr verändern würden. Sie machten mit bei den „Großen“, sie benähmen sich wie die „Großen“, Unterschiede würde er kaum noch wahrnehmen. Die Grünen stellten die Systemfrage nicht mehr, sagte er und ich habe mich einen Moment gefragt, ob sie das jemals getan hatten?

Der bisher SPD-Wähler wirkte frustriert. Er fühle sich nicht mehr durch die SPD vertreten. „Ich will die SPD diesmal nicht mehr wahlen!“, sagte er. Und dann griff er sich von wirklich jedem Zettel und jeder Broschüre ein Exemplar von unserem Tisch – um das alles in Ruhe zu Hause lesen. Ich gab ihm meine Telefonnummer mit, vielleicht möchte er einige Themen vertieft besprechen.

Dass die SPD gegen den Rückkauf der Netze ist – der Volksentscheid findet in Hamburg ebenfalls am 22. September statt – tut ihr offenbar nicht gut. Denn wer die letzte Chance vergibt, die Netze der öffentlichen Hand zurückzugeben, unterwirft sich dem Diktat der Konzerne. 2006 erhielt die SPD 150.000 Euro von Eon an Spenden – das soll ja nicht umsonst gewesen sein … Und wenn Vattenfall einen SPD-Parteitag mit sponsort, dann will man sich mit seinem Partner auch nicht anlegen?

Info-Stände sind wirklich immer erkenntnisreich. Und ich hoffe, unsere Wahlmaterialien werden ebenso bewertet.