Ein weiteres Highlight in diesem Wahlkampf hatte sich die IG Metall ausgedacht. Sie ludt in das Stahlwerk ArcelorMittal ein, um Bundestagskandidat_innen belastete Arbeitsplätze vorzustellen.
Da war ich mit dabei – und noch zwei Linke: Herbert Schulz, der in Hamburg-Nord kandidiert, und Michel Pauly aus Lüneburg.
Allerdings begann der Morgen nicht mit Arbeits- und Gesundheitsschutz, sondern mit einem (etwas zu lang geratenen) Vortrag des Geschäftsführers. Er referierte über die Energieeffizienz seinen Betriebs und welche Folgen ein weiteres Ansteigen der Energiekosten hätten. Diese betrügen jetzt schon 21 Prozent (Lohnkosten sechs Prozent!). Das Werk müsste schließen, drohte er zum Abschluss. Alles in allem war das ein interessanter Vortrag über Industriepolitik, auch wenn wir dafür nicht hergekommen waren. DIE LINKE ist für Ausnahmen bzw. Ermäßigungen für die energieintensive Industrie, aber eben nur dann zu gewähren, wenn Unternehmen ansonsten nachweislich starke Wettbewerbsnachteile erlitten. Dies ist bei ArcelorMittal ganz offensichtlich der Fall.
Dann zogen wir uns um!
Roter Helm, orangefarbene Sicherheitsjacke, Schutzbrille, Ohrstöpsel. Im Werk war es heiß, erst recht direkt am Ofen, wo der Stahl kochte. Eine Mischung aus Schrott und Erz und noch ein paar andere Zutaten wie Kalk. Am Ende kamen glühende, zehn Meter lange „Knüppel“ heraus, die abkühlten und dann im Walzwerk zu Draht gefertigt wurden.
Über 500 Menschen arbeiten in dem Werk, davon über 40 Auszubildende. Auch Frauen sind seit einiger Zeit selbstverständlich dabei. Die körperliche Arbeit hält sich mittlerweile in Grenzen, aber Staub, Wärme und das Dreischichtsystem gehen allen auf die Knochen. Daher war das Thema Rente im anschließenden Gespräch (ohne Geschäftsführer) auch im Zentrum der Debatte. Die Betriebsräte schilderten eindrücklich, dass die Leute zwar lange durchhalten, aber es ein Hohn ist, wenn sie am Ende nur so wenig Rente bekämen und dann auch noch früher aufhören müssten, weil sie nicht mehr könnten.
Die IG Metall hat Forderungen an die Bundestagskandidat_innen vorgelegt, die ich unterstütze. Und ich hoffe, dass die Kolleginnen und Kollegen eine richtige Wahlentscheidung treffen und nicht diejenigen wählen, die die Rente erst ab 67 eingeführt haben.
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