Ich bin lange nicht mehr im Tierheim Süderstraße gewesen. Ein Besuch war überfällig. Und so war ich mal wieder bei den verwahrten Hunden, Katzen, Kaninchen, Schlangen, einem Schaf (!), Papageien, Schildkröten. Und sogar Fische leben dort. „Wenn ein Mensch stirbt, hinterlässt er manchmal eben auch Aquarien“, wird mir erklärt. Die Hundeschnauzen, die sich an die Zwingertore drücken, sind Mitleid erregend. Dennoch: Vielen geht es im Tierheim besser als da, wo sie vorher gelebt haben. Die kleine Hündin auf dem Bild kommt aus Rumänien – zusammen mit 17 anderen Tieren. Sie sind zur Vermittlung hierher gebracht worden. Es gibt bereits viele InteressentInnen.
Nach einem Fachgespräch mit dem Vereinsvorsitzenden und seiner Stellvertreterin kann ich alle Räume besichtigen. Es wird viel gebaut. Für Hunde und Katzen gibt es seit einiger Zeit Gemeinschaftsgehege. Ein Teich wurde angelegt, in dem Hunde baden können. Ein kleines Biotop mitten auf dem Grundstück beherbergt Wasserschildkröten. Dennoch: Die Tiere leben hier nicht, weil es so schön ist, sondern weil sie ausgesetzt oder sichergestellt wurden. Vor allem Kaninchen kommen in Massen ins Tierheim. Manchmal sind es „Fundstücke“, manchmal kommen Halterinnen und Halter und geben sie ab. Warum, verdammt, machen sich die Leute vorher keine Gedanken, was es bedeutet, ein Tier zu halten? Vermutlich müssen die Nager auch noch in einem Kinderzimmer hausen, weil sich der Nachwuchs ein lebendiges Kuscheltier wünscht.
Viele Zwinger stehen auf dem Gelände leer, genau die, wo die Tiere früher einzeln ausharren mussten. Hunde leben viel artgerechter in Rudeln und man merkt ihnen an, dass es ihnen in der Gruppe gut geht. Laut und frech kommen sie angelaufen. Ich darf ins Gehege, in dem die rumänischen Hündinnen leben, sie kommen auf uns zugestürmt. Eine Hündin hopst auf den Schoß, andere lecken die Hände. Eine aber steht abseits – richtig schüchtern. Sandra Gulla vom Tierschutzverein war gerade in Rumänien und berichtet mir von ihrer Reise.
Im Katzenhaus leben einige Tiere in Gruppen, andere allein. „Katzen sind von Geburt an entweder Einzelgängerinnen und Gruppentiere“, erfahre ich. „Sie lernen es auch nicht, sich anders zu verhalten, das ist ihnen angeboren.“ Paare – oft Geschwister – haben jeweils zusammen einen großen Käfig. Ich könnte sie einpacken und mitnehmen! Diejenigen, die zur Vermittlung freigegeben sind, bekommen auch relativ schnell ein neues Zuhause. Circa 30 Katzen werden wöchentlich vermittelt. Aber genauso viele kommen jede Woche ins Tierheim! Es ist ein ständiges Rein und Raus. Das macht das Gruppenleben auch für angepasste für Katzen schwer, denn ständige Wechsel sind problematisch.
Als wir unseren Rundgang beenden, mache einige der im Tierheim arbeitenden Frauen und Männer Feierabend. Sie haben alle (!) ein bis zwei Tiere dabei, die sie mit nach Hause nehmen. Eine Pflegerin hat zwei alte Hunde dabei, 15 Jahre sind sie. Sie dürfen am Wochenende bei ihr sein. Und dann gibt es noch die vielen Gassigeherinnen und -geher. Sie ermöglichen den Hunde regelmäßige Spaziergänge. Es gibt extra für sie ein kleines Haus, in dem sie sich mit den Tieren aufhalten können, damit sie sich aneinander gewöhnen können, bevor es auf die Straße und in die Parks geht. Vor allem für die Listenhunde ist es wichtig, regelmäßig rauszukommen, denn es ist so gut wie ausgeschlossen, dass sie in Hamburg vermittelt werden. Grund ist das geltende Hundegesetz, das das schärfste in Deutschland ist. Wir sind uns einig: Das muss weg. Vielleicht schafft es ja die nächste Hamburger Regierung, vernünftig mit dem Thema umzugehen. Ich fordere seit Beginn meiner Abgeordnetenarbeit, die Rasselisten im Hundegesetz zu streichen.
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