Sturmflut über Hamburg heißt das Buch, das ich auf meiner zehnten Etappe der Sommertour im Elisabeth Alten- und Pflegeheim vorgelesen habe. Es ist letztes Jahr, anlässlich des 50. Jahrestages der Katatrophe, erschienen. Alexander Schuller hat es geschrieben.
Das Elisabeth Alten- und Pflegeheim ist eine gemütliche, sehr liebevoll ausgestattete Einrichtung. Ich habe sie im letzten November das erste Mal besucht, und auch damals schon vorgelesen. Damals war eine adventliche Stimmung – jetzt scheint die Sonne, im Garten des Heimes stehen Strandkörbe, Gewächse ranken über die Fenster.
Die Bewohnerinnen und Bewohner haben eine dreiviertel Stunde lang gebannt zugehört. Viele haben sich an den Winter 1962 gut erinnern können – vier Tage lang fegte damals ein Orkantief nach dem nächsten über Deutschland hinweg.
Das Mikrophon erleichterte das Vorlesen. Ich konnte meine Stimme schonen, die Frauen und Männer mir besser zuhören. Eine Frau beklagte sich, dass sie nichts verstehen würde. Als ich lauter sprach, war es einer anderen zu laut. Ich hoffe, ich habe den Mittelweg finden können.
Das Buch von Schuller fängt das Ereignis mit Szenen, Dokumenten und Statistiken ein und gibt es spannend für die Nachwelt und für jene wieder, die das erlebten. Ich bin erst zwei Jahre danach, 1964 geboren. Dazu noch in Bremen, und habe mich erst über die Jahre dem angenähert, was die HamburgerInnen mit der großen Sturmflut, dem das Orkantief „Vincinette“ vorausgegangen war, verbindet. Über 300 Menschen sind damals ums Leben gekommen. Es gabe viele Heldinnen und Helden, die meisten sind namenlos geblieben.
Immer wieder wird die Sturmflut mit den Namen Helmut Schmidt in Verbindung gebracht. Er findet in dem Buch eine angemessene Berücksichtigung – er wird keinesfalls heroisiert. Eindrucksvoll ist ein Text von Henri Nannen, der vollständig abgedruckt ist. Er beschreibt darin Dilettanismus, Bürokratie und Versagen der Behörden – und die Vertuschungsversuche seitens der Politik.
Am Ende gab es Applaus und einen Blumenstrauß. Und ich bin froh, dass es gelungen ist, einige sehr tragische Szenen, die in den Buch geschildert werden, mit fester Stimme vorzutragen. Das war an einigen Stellen ziemlich schwer.
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