Der Anruf kam heute Mittag: Ob ich um 17.30 Uhr an einer Podiumsdiskussion zur Finanzierung der Pflege teilnehmen kann? Die Pflege-Studierenden der Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) hatten Politikerinnen und Politiker dazu eingeladen.
Meine Kollegin Senger-Schäfer aus der Bundestagsfraktion musste aus gesundheitlichen Gründen absagen. Ich konnte einspringen und habe einen interessanten Abend erlebt. Wer fehlte, war die FDP – ausgerechnet! Der FDP-Gesundheitsminister hat gerade den „“Pflege-Bahr“ eingeführt, eine völig unausgegorene staatliche Förderung, die die Versorgungslücke nun gar nicht schließt. Darüber hätte ich gern mit der FDP diskutiert!
In den eineinhalb Stunden haben wir viele Themenfelder der Pflege angesprochen: Finanzierung, Entgelte, Pflegebegriff, Privatisierung, Akademisierung der Pflege. Auch die Idee einer Pflegekammer wurde thematisiert. Der stehe ich ziemlich skeptisch gegenüber.
Wer in einem solchen Podium sitzt, sollte sich immer bewusst sein: Die Fachleute sitzen auf der anderen Seite! Und als dann die Fragen und Anmerkungen aus dem Publikum kamen, wurden die Probleme, die es in der Pflege gibt, mehr als deutlich.
Diejenigen, die sich für diesen Beruf entscheiden, wollen gute Arbeitsbedingungen. Sie wollen gut pflegen und ihren Schützlingen das Beste bieten. Das geht leider oft nicht, denn die Zeit, die für die Pflege zur Verfügung steht, ist viel zu gering bemessenn
Auf den Stationen, berichtete eine Teilnehmerin, wurden Pflegefachkräfte dazu angehalten, nicht bei jedem Klingeln sofort loszurennen, weil der Stellenschlüssel schlecht sei und es Personalmangel gäbe. Wie sich das auswirkt? Die junge Frau machte es deutlich: Die Zupflegenden müssen länger in ihren Exrementen liegen. Das kann doch nicht richtig sein? Auch dass der MDK (medizinische Dienst) sich immer vorher ankündigt, anstatt überraschend Pflegeeinrichtungen aufzusuchen, stieß auf Kritik. Zu Recht!
Ich habe bereits zwei weitere Termine, in denen es um die Pflege geht – einmal lädt Verdi ein, einmal die Diakonie. Es wäre schön, wenn sich vor den Bundestagswahlen möglichst viele Menschen darüber informieren, wie es um die Pflege steht. Handeln tut Not! DIE LINKE hat ihre Vorschläge dazu auf den Tisch gelegt.
Renate Hafemann – #1 – 07.06.2013 16:53 – (Antwort)
Wenn Du Dich auch für mehr Erfahrungen aus dem Bereich der häuslichen Pflege interessieren solltest, kann Du Dich gern per mail mit mir austauschen oder Dich durch unseren Blog lesen, in dem ich oft ganz persönliche Erfahrungen berichte. Ich habe meine Mutter 11 Jahre gepfleigt .. von Pflegedürftigkeit mit Ablehnung einer Pflegestufe an bis zur Pflegestufe III, die ihr erst Monate nach ihrem Tod zuerkannt wurde … erlebt, was ihr nach einem Beinbruch bei zu wenig Pflegepersonal im Krankenhaus passiert ist .l. bin mir ihr ein Sozial-Ghetto gezogen und habe Leute kennen gelernt, die diese Kurzausbildung über die ARGE aufgedrückt bekommen haben und kann Dir erzählen, was mir diese Frauen erzählt haben … keine Zeit ist kein Ausdruck .. zum elenden Verrecken verurteilt, würde ich das eher formulieren wollen, denn hilflos unter harten Drogen um Brüllen gehindert zu werden und eventuell vor Angst und Pein dennoch zu brüllen, ist nichts anderes … aber auch erlebt, was man als Pflegekraft, die dann ja nicht mehr arbeiten kann, mit den Behörden erlebt inklusive dass das bisschen Pflegegeld durch die erzwungene Haushaltsgemeinschaft .. aber nur wenn es passt, denn zwischenzeitlich wurde weil finanziell besser auch mal unser Untermietvertrag anerkannt, um ihn dann wieder zu kippen, als ich einen neuen Partner fand und dann doch die andere Version der Haushaltsgemeinschaft wieder passte .. wie wenig Zeit man für die Pflege vom Medizinischen Dienst kriegt .. das Ausfahrten mit dem Rollstuhl nicht zur Pflege gehören und so weiter …ich hab so einen Hals, wenn ich an dieses Thema denke, ich könnte den Leuten, die das zu verantworten haben, eiskalt vor die Füße kotzen. Es muss sich was ändern, und zwar dringend. LG Renate