Sie wurde nur 23 Jahre alt. Eine Stunde lang haben mehrere Männer eine Studierende in einem Bus in New Dehli/Indien vergewaltigt und anschließend wie einen abgenagten Hühnerknochen weggeschmissen. Ich trauere um diese Frau, die nur ein Jahr jünger als meine eigene Tochter ist.
Der Tod der Namenlosen geht uns alle an. Die Proteste, die in Indien nach Bekanntwerden der Tat aufflammten, ebten auch nach Tagen nicht ab. Es sind wichtige Proteste. Männer und Frauen protestieren gegen eine bislang weitgehend selbstverständliche Menschenrechtsverletzung, gegen die auch Gesetze wirkungslos sind. Manche finden ja immer noch, dass Frauen selbst Schuld sind, wenn Männer sie gebrauchen. Indien ist Deutschland.
Immer heißt es Sex-Verbrechen. Es geht nicht um Sex. Es geht um Macht. Das Patriarchat übt über ökonomische und körperliche Gewalt Macht aus. Sexualisierte Machtausübung richtet vor allem gegen Frauen.
Die eine Hälfte der Menschheit wird dauerhaft erniedrigt, klein gehalten, gebeugt. Ein widerwärtiger Gedanke und doch allgegenwärtige Praxis. Viele Männer finden es richtig, körperliche Macht über Frauen auszuüben und ihre Schwanz als Waffe einzusetzen. Verbrechen gegen Frauen sind systemisch. New Dehli ist Hamburg.
Das öffentliche Frauenbild ist degeneriert. Lasziv und mit viel Haut werben Frauen für Autos, für Bier, für die Formel 1. Hure. Mit Schürze und Familiengesicht werben Frauen für Schokoriegel, Slipeinlagen und Spülmittel. Heilige. Die dritte Kategorie ist die Karrierefrau. Die Feindin aller anderen Frauen. Für Männer unerreichbar. Göttin. Teile und herrsche ist die Erfolgsstrategie des Patriarchats. Der Bus, in dem das Opfer in New Dehli überfallen wurde, gehört zum HVV.
Ich will diese Welt nicht mehr so haben. Die Proteste sind wichtig, es muss ein länderübergreifender Widerstand werden. Gegen dieses Gesellschaftssystem, das auch bei Frauenhäuser nötig macht. Ich bin wütend! Indien ist die Welt.
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